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Corner vom April 2008

PI-JAYs CORNER

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Mai 2008

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25. Mai 2008

 

2-

Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel

Indy ist zurück. Als Nicht-Fan der Reihe hielten sich meine Erwartungen in Grenzen, aber ich war natürlich neugierig, ob es Spielberg und Lucas gelingen würde, dieses Abenteuer-Vehikel unbeschadet ins 21. Jahrhundert zu transportieren. Es ist.

Die Geschichte ist natürlich wieder einmal ein totaler Schmarren und strotzt vor Widersprüchen und logischen Schwächen, manche Szenen funktionieren nur, wenn man viel guten Willen und ein geradezu kindliches Gemüt mitbringt, aber irgendwie spielt das keine Rolle, da das Ganze ungeheuer viel Spaß macht. Der Film ist pures Popkornkino, gespickt mit unzähligen Anspielungen auf Klassiker der Filmgeschichte (besonders der Fünfziger Jahre) und liebevoll in den ausgeblichenen Technicolorfarben einer längst vergangenen Ära inszeniert. Cate Blanchetts Russin erinnert an die Garbo, Shia LaBeoufs jugendlicher Draufgänger Mutt an Marlon Brando, als er noch ein Rebell war. Harrison Ford macht es augenscheinlich großen Spaß, wieder den zynischen, Peitsche schwingenden Archäologen zu geben, ist aber – und die letzte, großartige Einstellung beweist es – noch lange nicht bereit, den Stab an die nächste Generation weiterzugeben.

Noch mehr als seine Vorgänger ist der Film eine Huldigung an den klassischen Abenteuerfilm, er lebt von seinem Witz, seinem Charme und seinen gut aufgelegten Schauspielern. Wen interessiert da schon die Geschichte?

3+

Love Vegas

Die Grundidee ist nicht schlecht: Nach einer durchzechten Nacht erwachen Joy (Cameron Diaz) und Jack (Ashton Kutcher) als verheiratetes Paar. Keiner denkt ernsthaft daran, diese Beziehung fortzusetzen, sind sie doch zu verschieden und geraten ständig in Streit. Dummerweise gewinnt Jack drei Millionen Dollar beim Spiel – mit Joys Geld – und so ist der Prozess vorprogrammiert. Der unkonventionelle Richter verurteilt sie zur Ehe auf Probe, wobei nun jeder den anderen zur Aufgabe bewegen will. Natürlich kann sich jeder ausmalen, wie das Ganze endet ...

Der Film lebt von seinen beiden sympathischen Charakteren und seiner pfiffigen Grundidee, die so nur in den USA funktionieren kann. Unterwegs schleichen sich einige Schwächen und Längen ein, aber kurz bevor die Geschichte in peinlich-pubertäre Abgründe stürzt, kriegt sie noch einmal die Kurve und wandelt sich zu einer charmanten Komödie.

 

3

Der Fremde im Zug

Ein Meisterwerk von Hitchcock, das ich vielleicht mal als Kind gesehen habe, vielleicht aber auch nicht. Zur Zeit laufen viele alte Filme des Meisters auf Premiere, und so habe ich die Chance, einige Lücken zu füllen. Patricia Highsmiths Krimi, auf dem die Story basiert, ist ebenfalls ein Klassiker geworden, auch wenn die Geschichte heute ein wenig altmodisch erscheint: Tennisstar Guy will die Tochter eines Senators heiraten, doch seine Frau verweigert ihm die Scheidung. Ein Fremder, den er im Zug kennen lernt, schlägt vor, seine Frau zu töten – wenn Guy dafür seinen verhassten Vater beseitigt. Natürlich nimmt Guy den Mann nicht ernst, bis seine Frau ums Leben kommt …

Zwei Drittel des Films sind schon sehr behäbig und – für heutige Sehgewohnheiten – ziemlich langsam. Die Schauspieler mühen sich redlich, können aber nicht immer überzeugen, der Kriminalfall kann sich nicht recht entfalten und gleitet gegen Ende sogar ins Lächerliche ab. Die letzten zwanzig Minuten jedoch machen viele Schwächen wieder wett und beweisen, warum Hitchcock Master of Suspense genannt wurde, denn er schafft es, aus jeder einzelnen Szene das Maximum an Spannung herauszuholen. Viele Außenaufnahmen, der teilweise gelungene Einsatz der Rückprojektionstechnik und ein spektakulär inszenierter Unfall am Schluss machen den Film ebenfalls sehenswert.

 

26. Mai 2008

Wow, das war mal ein richtig misslungener Fernsehabend: Zuerst habe ich mir Die Nummer 23 angesehen, anschließend und, wie ich betonen möchte, unfreiwilligerweise dann den Eurovision Song Contest. Die Alpträume in der Nacht waren praktisch vorprogrammiert …

 

 

4

Number 23

Beginnen wir mit Jim Carreys Version eines Verschwörungsthrillers, in dem er den Hundefänger Walter spielt, der von einem geheimnisvollen Buch in den Bann gezogen wird, in dem er sein eigenes Leben wieder zu erkennen glaubt. Alles dreht sich um die Zahl 23, die Lieblingszahl der Spinnerten dieser Welt, die sich in nahezu allen Dingen wieder findet, von den eigenen Geburtsdaten bis hin zu Namen, Orten und kosmischen Tatsachen. Ist es eine göttliche Zahl oder eher eine teuflische, die einen Menschen in den Wahnsinn treibt? Nun, wen interessiert’s? Wer kein großer Fan von Zahlenspielereien ist, wird an der Story keinerlei Freude haben.

Joe Schumacher inszeniert dabei wie gewohnt gekonnt und stilsicher, und auch die schauspielerische Leistung der Beteiligten ist annehmbar. Doch irgendwie verliert man im Laufe der Zeit jedes Interesse an Walter, der immer paranoider wird, und die überraschende Auflösung am Ende kann die inhaltlichen Schwächen auch nicht mehr wettmachen.

 

Wenn Mark G. nicht unbedingt den Song Contest hätte sehen wollen, ich hätte mir dieses Elend freiwillig sicherlich nicht angetan. Schon vor Jahren war dieser Schlagerkrampf unerträglich, und seit einiger Zeit ist das Ganze zu einer reinen Freak- und Travestieshow verkommen, die mit handwerklich solide gemachter Musik als Visitenkarte der jeweiligen europäischen Länder nichts mehr zu tun hat. Wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, dann den des einheitlich schlechten Geschmacks.

„Das Beste am Grand Prix ist das Lästern“, meint Mark G. – und dazu gab es reichlich Gelegenheit. „Guildo Horn und die bärtigen Schlümpfe“, war denn auch sein bissigster Kommentar (zu Frankreichs „Sänger“).

Zum Glück haben wir erst nach der ersten Hälfte zugeschaltet, so dass ich es wieder einmal geschafft habe, den deutschen Wettbewerbsbeitrag nicht hören zu müssen. Viel verpasst habe ich wohl nicht. Eingeschaltet haben wir, als die Lissabonner Gruppe der Weight Watchers auftrat, dicht gefolgt von einer Dschingis-Khan-Revival-Band mit einem Techno-Shanty. Musik, die die Welt nicht braucht.

Angst hat mir die schwedische Sängerin gemacht, deren Botox-gelähmtes und chirurgisch verunstaltetes Gesicht auch gut zu einem Roboter gepasst hätte. Da die osteuropäischen Länder die Punkte ohnehin immer unter sich aufteilen und jedes Mal gewinnen, scheint der Westen die Veranstaltung wohl nicht mehr ernst zu nehmen. Anders kann man sich nicht erklären, wieso Spanien und Frankreich diese Beiträge eingereicht haben. Immerhin blieb mir der Refrain („Chika-Chika“) des Spaniers noch den ganzen Abend lang im Ohr, was man von keinem anderen der Songs behaupten kann, deren Halbwertzeit im Nanosekundenbereich liegen muss.

Auch der Beitrag Aserbaidschans führte zu einer gewissen Verstörung, die nur von der Tatsache übertroffen wurde, dass dieses Machwerk ziemlich viele Punkte erhielt. Apropos Aserbaidschan: Seit wann gehört dieses Land eigentlich zu Europa? Irgendwie ist es da bezeichnend, dass europäische Kernländer wie Irland, Österreich, Italien oder die Schweiz gar nicht erst zum Wettbewerb zugelassen wurden (wie schlecht müssen ihre Beiträge gewesen sein, wenn all die anderen Gruselnummern akzeptiert wurden?!). Und haben Italien und Österreich überhaupt Punkte vergeben? Vom Vatikan oder Monaco ganz zu schweigen – immerhin waren sogar Andorra und San Marino vertreten, in denen doch höchstens zehn Leute abgestimmt haben dürften. Mir sind sie jedenfalls nicht aufgefallen, aber zu der Zeit habe ich auch bereits wieder gelesen, denn ohne einen Favoriten macht die Bestimmung des Siegers einfach keinen Spaß.

Das einzig Positive, was man über diese Veranstaltung sagen kann, ist, dass sie erst wieder in einem Jahr stattfinden wird, vermutlich mit noch mehr Freaks, noch schlechteren Songs und Tanzchoreografien, die sich zwischen Hausfrauenstrip und Krankengymnastik bewegen. Oswald Spengler hat nicht recht: Der Untergang des Abendlandes steht nicht bevor – er hat bereits lange begonnen.

 

29. Mai 2008 - ROMA Part I

Beinahe zwei Jahre sind vergangen, seit wir das letzte Mal in Sant’Angelo waren. Viel verändert hat sich in dieser Zeit nicht. Noch immer überrascht mich die verschwenderische Üppigkeit der Natur – bei den Farben Mittelitaliens denke ich zuerst an Braun, Ocker und Beige, aber hier ist alles grün: Die Hügel sind mit dichtem Wald bedeckt, und neben den engen, gewundenen Straßen beginnt ein undurchdringlicher Dschungel. Das letzte Stück unseres Weges führt über eine schmale Straße, die bereits die Römer angelegt, das heißt, aus dem Fels gehauen haben. Links und rechts steigen steile Wände auf, gekrönt von dicken Ginsterbüschen, die mit zahllosen gelben Blüten übersät sind. Dann geht es durch eine uralte Allee, die auf beiden Seiten von Feldern eingerahmt wird, Mohnblumen blühen in einem leuchtenden Rot, und die Huren am Straßenrand (von Mark G. immer „Nubian Queens“ genannt) wackeln neckisch mit dem Po. Bald ist Poli in Sicht, das kleine, verschlafene Nest, das auf seinem Bergrücken ruht wie ein zahnloser Drache.

Diesmal verfahren wir uns nicht, na ja, nur ein kleines bisschen, und bald liegt Sant’Angelo vor uns – oder, besser gesagt, über uns. Der Weg ist steil und schraubt sich in engen Serpentinen den Berg hinauf, immer höher und höher. Schlaglöcher lassen den Wagen bedenklich schaukeln. Die Straße ist so eng, dass kein entgegenkommender Wagen an uns vorbeikommt, aber zum Glück wohnen hier nur sehr wenige Menschen. Dann haben wir das Tor erreicht, die riesigen Flügel öffnen sich, und wir fahren die Auffahrt zur Villa hinauf, wo uns schon die Hunde begrüßen. Endlich am Ziel, endlich im Urlaub!

 

Blick von Sant'Angelo

 

Mark G. der Tierfreund

 

Nach der langen Fahrt steht uns der Sinn nach Bewegung. Zuerst machen wir eine Runde übers Gelände, begrüßen die Esel und Hühner, genießen die phantastische Aussicht auf die umliegenden Dörfer und Rom, das sich unter uns bis zum Horizont erstreckt. Gegessen wird – wir sind schließlich auf dem Land – recht früh, zur Feier des Tages an der endlos langen Tafel im großen Saal, unter den strengen Augen barocker Bischöfe und Adeliger, die von ihren Ölgemälden auf uns herabstarren. Anschließend gehen wir in den Ort, um uns ein Gelato zu genehmigen und durch die engen, verwunschenen Gassen zu streifen. Natürlich sind wir die einzigen Touristen, denn der Ort liegt so abseits von allem, dass sich garantiert kein Fremder hierher verirrt.

 

Durch einen schmalen Durchgang klettern wir über ausgetretene Stufen zur Altstadt hinauf, das letzte Stück in vollkommener Dunkelheit, ungewiss, ob wir auch wirklich oben ankommen oder nicht doch in irgendeinem Keller landen. Es riecht nach Moder, die Wände sind schleimig und feucht. Das Dorf sieht aus, als sei es seit seiner Erbauung nie wieder renoviert worden. Der Palazzo, neben der kleinen Kirche das einzige bedeutendere Bauwerk, besitzt traumhafte Fresken, die man aber kaum noch erkennen kann, so verblasst und zerfressen von der Zeit sind sie. Der alte Brunnen ist völlig mit Moos zugewachsen, seine hübschen Ornamente sind längst abgebröckelt. Hier ist alles romantisch, rustikal und pittoresk, zu Hause hätte man wohl weniger schmeichelhafte Worte dafür …

 

Diesmal schlafen wir im kleinen Zimmer, also gespensterfrei. Auf dem Hügel stand im Mittelalter nämlich ein kleines Dorf, von dem noch ein paar, inzwischen zugewucherte Ruinen zu sehen sind, in denen die Esel leben. Angeblich hatten sich hier die Fraticelli angesiedelt, ein Ableger der Franziskaner, die sich an ein strenges Armutsgelübde gehalten haben und daher dem Papst ein Dorn im Auge waren (siehe Der Name der Rose). Die päpstliche Armee hat den Ort erobert und zerstört, seine Bewohner getötet. Seither soll es hier spuken, und vor zwei Jahren hatte ich eine seltsame, unerklärliche Begegnung in der Nacht. Aber das war im größeren Gästezimmer, in dem man sich auf schwer fassbare Weise unbehaglich fühlt – so als wäre man nicht allein im Raum. Vielleicht liegt es an unterirdischen Wasserläufe oder Energiefeldern, vielleicht spukt es aber auch wirklich dort, oder es ist alles nur Einbildung. Allerdings bin ich nicht der einzige, der sich in diesem Zimmer etwas unbehaglich fühlt, auch wenn ich weder an irgendwelche Felder noch an Geister glaube, doch andererseits …

Diesmal habe ich jedoch wunderbar geschlafen. Nur Mark G., mit dem ich mir das Zimmer teilen musste, hatte eine „Geistererscheinung“. Er behauptet, er hätte beim Aufwachen in der Nacht jemanden neben der Tür stehen sehen: Mich. Doch dann hat er bemerkt, dass ich im Nachbarbett lag. Ich denke, er hat geträumt, er behauptet, er war wach. Aber vielleicht habe ich ja auch einen Gespensterzwilling.

 

Unser erster Tag führte uns nach Rom und begann mit einem Abenteuer: Unser Bus blieb liegen. Die Fahrerin telefonierte aufgeregt mit ihren Vorgesetzten, die ersten Gäste stiegen aus, um zu rauchen oder sich zu sonnen, ein Beispiel typisch italienischer pazienza. Nur ein dicker Mann hat sich schrecklich aufgeregt und laut geschimpft. Zum Glück war ein Mechaniker an Bord, der sich den Motor angesehen und repariert hat, so dass wir nach einer Viertelstunde unsere Fahrt fortsetzen konnten. Sogar der dicke Mann hat gestrahlt, als er wieder eingestiegen ist. „Nur gut, dass wir nicht in einer Kurve liegen geblieben sind“, meinte Mark G. Wenige Minuten später standen wir erneut – in einer Kurve …

Mit einiger Verspätung waren wir dann in Rom. Neben dem Kolosseum haben wir noch das Forum Romanum und den Palatin besichtigt. Trümmer gucken, wie meine Nichte sagen würde, wobei viele dieser Ruinen auch nach zweitausend Jahren noch ungeheuer beeindruckend sind. Nach dem Mittagessen (leider hatten wir mit der Wahl der Restaurants diesmal nicht ganz so viel Glück wie beim letzten Mal) ging es zum Pantheon, zu meiner Lieblingskirche Santa Maria sopra Minerva mit Michelangelos Auferstandenem Christus und natürlich zur Fontana di Trevi, wo wir unsere obligatorische Münze ins Wasser geworfen haben, um unsere Rückkehr zu sichern.

Bevor wir wieder nach Sant’Angelo zurückgekehrt sind, haben wir noch einen Spaziergang zur Spanischen Treppe und Santa Maria del Popolo gemacht. Auf dem großen Platz dort hat die römische Polizei Geburtstag gefeiert, so dass wir vor dem Trubel recht schnell wieder geflüchtet sind. Auf dem Weg zur U-Bahn lag das neue Museum für den Augustäischen Friedensalter, ein sehr schönes Gebäude, das das antike Meisterwerk der Bildhauerei gut zur Geltung bringt. Die Eintrittspreise sind jedoch der reinste Wucher, und wie in allen staatlichen Museen musste Papa G. als Rentner keinen Eintritt zahlen, während Mark G. und ich kräftig zur Kasse gebeten wurden. Nur die Kirche hat von allen den gleichen (noch höheren) Eintrittspreis verlangt, was einem irgendwie zu denken gibt.

Am Abend sind wir mit den Hühnern schlafen gegangen und haben von unseren Betten aus noch den herrlichen Blick auf das Lichtermeer von Rom genossen. Traumhaft.

 

Forum Romanum und Co.

 

30. Mai 2008 - ROMA Part II

Den zweiten Tag haben wir gemütlich angehen lassen und ausgiebig gefrühstückt (unsere Gastgeber machen unglaublich leckere Marmeladen – z.B. mit Wildfeigen). Anschließend sind wir nach Ostia gefahren, wieder Trümmer gucken. Der Hafen des antiken Rom ist beinahe vollständig ausgegraben und ziemlich beeindruckend, auch wenn man außer Mosaiken und einigen, zum Teil mehrstöckigen Mauerresten nicht viel sieht. Danach ging es ab zum Meer. Leider war es schwierig, an den Strand zu gelangen, da es viele private Bäder gab, für die man Eintritt zahlen muss. Aber da wir nur eine halbe Stunde hatten, lohnte sich das nicht, und so heiß, dass man sich in die Fluten hätte stürzen können, war es auch nicht, aber immerhin heiß genug, dass ich mir einen leichten Sonnenbrand im Nacken zugezogen habe.

 

Theater in Ostia Antica

 

Auf der Rückfahrt mussten wir plötzlich feststellen, dass unsere Straße gesperrt war. Ausgerechnet an diesen Tag führte die Giro d’Italia durch unsere Gegend, und alles wurde von unzähligen Carabinieri abgesperrt. Wir mussten nicht sehr lange warten, da kam der erste Fahrer, gefolgt von seinen Teamfahrzeugen. Dann kam lange nichts. Sehr lange. Nach etlichen Minuten folgte schließlich das Mittelfeld mit noch mehr Polizisten (auf einen Radfahrer kamen ca. zwei Carabinieri auf Motorrädern), dazu die Begleitfahrzeuge – ein endloser Zirkus, über den noch ein Hubschrauber kreiste. Endlich ging es weiter, wobei der Verkehr noch dichter und chaotischer war als sonst. Etliche Kilometer später trafen wir dann den einzigen Nachzügler, der, von zwei Carabinieri begleitet, mitten im wieder eingesetzten Straßenverkehr vor sich hinstrampelte. Arme Sau …

 

Am Sonntag haben wir uns die drei griechischen Tempel in Paestum und dann die Ausgrabungen in Herculaneum angesehen. Halt noch mehr Trümmer gucken ...

 

Die griechischen Tempel in Paestum

 

Herculaneum

 

Nach ein paar Tagen fühlt man sich schon richtig heimisch. Mark G. fährt wie ein Italiener (allerdings nicht so unberechenbar und wenigstens nur auf einer Spur), das Buon giorno geht einem schon viel leichter von den Lippen, und selbst das Powackeln der Huren auf dem Weg nach Poli wirkt vertraut.

 

Die Nacht hatte es jedoch in sich: Es kam ein Sturm auf, der um Sant’Angelo tobte und uns kaum ein Auge zumachen ließ. Die Pinien vor dem Haus bogen sich im Wind, der süße, kleine Welpe, der an diesem Tag neu zur Menagerie gestoßen ist, heulte wie ein ganzes Wolfsrudel, und irgendwo klapperte ein Fensterladen.

 

31. Mai 2008 - ROMA Part III

Ziemlich müde machten wir uns in aller Frühe (wir mussten schon vor Sechs (!) aufstehen, und das nennt sich Urlaub …) auf den Weg nach Rom. Diesmal war der Bus zwar nicht defekt, aber unser Fahrer dafür einer von der leichtsinnigen Sorte. Trotz der engen Kurven hatte er ständig sein Handy am Ohr oder tippte eine SMS. Die Straßen sind sehr eng, zwei Autos nebeneinander haben kaum Platz, und dennoch schaffen es die Fahrer immer wieder, sogar an LKWs und anderen Bussen vorbei zu manövrieren – man könnte fast meinen, dass die Fahrzeuge wie bei Harry Potter auf magische Weise schmaler würden.

 

Für unseren leider letzten Aufenthalt in Rom hatten wir uns mächtig aufgerüscht, denn heute besuchten wir Don Antonio, einen Bischof, der mit unseren Gastgebern befreundet ist und uns durch die Vatikanischen Gärten geführt hat. Don Antonio ist ein sehr humorvoller Mann und toller Geschichtenerzähler, der uns viel über die Vergangenheit des Vatikanischen Hügels berichten konnte, und die Ausblicke auf den Petersdom waren wirklich grandios. Mark G. war besonders davon fasziniert, dass ausgerechnet unmittelbar neben dem Petersdom, dem größten und bedeutendsten Bauwerk der katholischen Christenheit eine Tankstelle stand, zugegeben, ein sehr befremdlicher Anblick. Mich hat am meisten die Mosaikenwerkstatt beeindruckt, die wir noch besichtigen durften.

 

In den Vatikanischen Gärten

 

Nach einem schnellen Mittagessen in einer Touristenfalle nahe der Engelsburg ging es in die Eingeweide des Kirchenstaates zum Grab des Apostels Petrus. Zuerst hatte ich schon ein beklemmendes Gefühl, schließlich lasteten auf unseren Köpfen die tonnenschweren Gewölbe der größten Kirche der Christenheit. Die Luftfeuchtigkeit lag bei 98 Prozent, was uns ganz schön ins Schwitzen brachte, doch die antiken und frühchristlichen Gräber waren ungeheuer faszinierend. Trotzdem hatte ich mir die Anlage – nach der Lektüre von „Illuminati“ – irgendwie weitläufiger vorgestellt.

 

Vom tiefsten Punkt unter dem Vatikan ging es dann zum höchsten: auf die Kuppel des Doms. Schon der erste Zwischenstopp auf dem Sims im Innenraum war Schwindel erregend hoch. Die Touristen unter mir hatten nur noch die Größe von Ameisen, und dabei begann der Aufstieg erst. 320 Stufen und ein völlig durchgeschwitztes Hemd später konnte ich dann den atemberaubenden Blick über Rom genießen, bevor es durch die teilweise schiefen und ungeheuer schmalen Gänge und Treppenschächte wieder nach unten ging (ein übergewichtiger Amerikaner würde hier glatt stecken bleiben). Nur schade, dass man nicht noch weiter in die große Kugel klettern darf.

 

Blick von der Kuppel

 

Zurück sind wir prompt in den Feierabendverkehr geraten. Die U-Bahn war schon voll, als wir eingestiegen sind, dennoch musste sich eine Touristengruppe noch Zugang verschaffen, indem sie uns von hinten ins ohnehin überfüllte Innere geschoben hat. Es war so eng, dass man kaum atmen konnte – und irgendeiner unserer Mitfahrer hatte Knoblauch gegessen …

 

Am Dienstag regnete es bereits, aber zwischendurch kam immer wieder kurz die Sonne raus, so dass wir uns zu einem kleinen Ausflug in die nähere Umgebung entschlossen. Der Tempel der Fortuna Primagenia in Palestrina ist nicht so bekannt wie die Bauten in Paestum und auch nicht so gut erhalten, aber was von ihm übrig ist, ist geradezu einschüchternd gewaltig. Die Anlage zieht sich auf mehreren Ebenen den Berg hinauf, wobei der ursprüngliche Tempel vor Jahrhunderten in einen Palazzo umgewandelt wurde. Das Museum ist klein und nicht so sehenswert wie jenes in Ostia Antica, aber das riesige Nil-Mosaik allein ist schon den Eintritt wert.

 

Bevor wir heimgefahren sind, haben wir noch einen Abstecher in die Altstadt gemacht. Plötzlich durchzog ein ungeheuer leckerer Geruch die Straße. Unserer Nase folgend, kamen wir zu einer kleinen Bäckerei, in der die besten Kekse verkauft wurden, die ich seit langer Zeit gegessen habe.

Nach ein paar weiteren Einkäufen ging es zurück nach Sant’Angelo, wo wir uns einen faulen Nachmittag gegönnt haben. Muss auch mal sein.

 

Als wir am Mittwoch erwachten, regnete es. Besser gesagt, es schüttete wie aus Kübeln, so dass wir uns entschieden, einen Tag früher nach Hause zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn die Straßen hatten sich bereits in Sturzbäche verwandelt, die Pfützen waren kleine Seen, und überall lag Geröll auf der Fahrbahn. Sogar die Italiener fuhren heute ungeheuer vorsichtig.

Gute zehn Stunden später waren wir wieder daheim, müde, ein paar Pfunde schwerer und um etliche Erfahrungen reicher. Es war eine schöne Zeit, aber auch ungeheuer anstrengend. Urlaub wäre jetzt nicht schlecht …

 

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