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MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2009

1. Woche, 2. Woche, 3. Woche, 4. Woche, 5. Woche, 6. Woche

Donnerstag 3. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Schon bei der Buchung unserer Flüge habe ich zu Pi-Jay gesagt, dass die Zeit zum Umsteigen in Chicago viel zu knapp bemessen ist. Und tatsächlich verbrachten wir von den anvisierten zwei Stunden Aufenthalt fast die gesamte Zeit in der Schlange vor der Einwanderungsbehörde. Addiert man das Aufsammeln der Koffer, den Weg durch den Zoll, die erneute Abgabe der Koffer, den Wechsel der Terminals und den erneuten Security Check, hätte uns selbst Beamen nicht mehr weiter geholfen. Nach dem wir unseren Anschlussflug also verpasst haben, durften wir eine weitere Stunde in der Schlange für verpasste Flüge unserer Fluggesellschaft verbringen. Wenigstens erhielten wir noch Tickets für den übernächsten Flug und so konnten uns unsere Freunde M. + E. vier Stunden später als geplant in Los Angeles in Empfang nehmen (auch wenn es wirklich nicht einfach war, sie über die spätere Ankunft zu informieren - siehe Pi-Jays Schilderung)...

 

Wie immer war der Empfang sehr herzlich und nach der Übergabe der Geschenke fielen wir der Ohnmacht nahe um 1.00 Uhr ins Bett...

Wer den Bericht unserer letzten USA-Reise gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch daran, dass ich unter Flugangst leide. Da es Mark nicht viel anders geht, bleibt er immer in der Nacht vor dem Abflug auf, um einzuschlafen, sobald er seinen Platz im Flieger eingenommen hat. Diesmal habe ich dasselbe versucht und mir zusammen mit dem nachtaktiven Meister Mim amerikanische und britische Serien (Rescue Me, Mad Men, Skins, Medium, Heroes) angeschaut. Wahnsinnig müde und ein wenig nervös, brachen wir dann zur Frühstückszeit auf. Der öffentliche Nahverkehr (zu spät, zu voll) hat mir dann den Rest gegeben. Als wir am Flughafen ankamen, war ich so müde, dass ich auch auf dem Rollfeld neben einer startenden Maschine hätte schlafen können.

Aber bevor wir aufbrechen konnten, mussten wir noch irgendwie zwei Stunden herumbringen. Wir haben Zeitung gelesen und dem Raucherzoo einen Besuch abgestattet. Diverse Exemplare des Homo nikotiniensis waren in geschmackvoll gestalteten Glaskäfigen ausgestellt, allerdings ein bisschen reizbar, wenn man gegen die Scheiben geklopft oder sie mit Nikotinpflastern beworfen hat. Die Armen taten mir wirklich leid, und ihre Blicke besaßen denselben wehmütigen Ausdruck, den man auch bei Zootieren findet, die von einem Leben in der freien Wildbahn träumen. So ansprechend diese Kabinen auch designt sein mögen, mutet das Ganze doch ein wenig bizarr an, vor allem wenn sie von einer Zigarettenmarke gesponsert werden, deren Logo aus einem zweihöckerigen Wüstenschiff besteht. Wenn ich Raucher wäre, würde ich allein schon deshalb aufhören, um mich nicht in diesen Glaskäfigen zur Schau stellen zu müssen. Ob sich wohl der Marlboromann das gefallen lassen hätte?

 

Im Flugzeug musste ich schließlich mit Erschrecken feststellen, dass ich kein bisschen nervös war. Ein schlechtes Zeichen. Vielleicht war ich auch einfach nur zu müde. Das unverhoffte Glück eines freien Sitzplatzes zu meiner Rechten bescherte mir überdies erstaunlich viel Beinfreiheit, und kaum hatten wir abgehoben, fiel ich endlich in den ersehnten Schlaf. Hin und wieder wurde ich wach, aß eine Kleinigkeit und döste dann wieder vor mich hin. Das Bordprogramm war langweilig (ich habe mich an Der Solist versucht, aber nach einer halben Stunde aufgegeben), die Crew, die bereits kurz vor dem Rentenalter stand, überaus nett und fürsorglich. Die Zeit verging wie … na ja im Flug, und sogar die heftigen Turbulenzen bei der Landung in Chicago ließen keinerlei Flugangst aufkommen.

Das wahre Abenteuer begann aber erst nach der Landung. Die Schlange vor der Einwanderungskontrolle war so lang, dass unser Anschlussflug schon längst abgehoben hatte, als wir endlich fertig waren. Zum Glück musste ich diesmal wenigstens nicht meine halbe Lebensgeschichte erzählen, um einreisen zu dürfen, aber wirklich willkommen fühlt man sich nach dieser Prozedur trotz allem nicht. Bis zum nächsten Flug nach L.A. hatten wir noch zwei Stunden Zeit, die wir damit verbrachten, vor dem Schalter der Fluggesellschaft zu warten, um unsere Tickets umbuchen zu lassen. Als wir endlich an der Reihe waren, war dieser Flieger ebenfalls schon weg. Nicht nur uns ging es so, sondern diversen anderen Reisenden auch, die Stimmung in der Gruppe (ungefähr hundert Leute, denen sage und schreibe drei nicht minder frustrierte Angestellte gegenüberstanden) wurde immer gereizter, und der Einsatz der Nationalgarde schien immer wahrscheinlicher, besonders weil verschiedene Leute versuchten, sich mit mehr oder weniger phantasievollen Erklärungen vorzudrängeln, was sie bei ihren Mitreisenden nicht gerade beliebt machte.

Die nächste Hürde war die Sicherheitskontrolle. Die Schlangen waren nicht übermäßig lang, die Angestellten dafür umso gelangweilter. Aus irgendeinem mir nicht verständlichen Grund legten alle Fluggäste eine übertriebene Hektik an den Tag. Besonders unangenehm fiel ein Chinese hinter mir auf, der sich permanent vordrängeln wollte und mich dabei ständig in die Seite boxte. Als wir dabei waren, unsere Laptops auszupacken und sie mit unseren anderen Habseligkeiten in diverse Plastikkörbe zu stopfen, funkte er immer wieder dazwischen, indem er mir die Behälter wegnahm, um seine Sachen einzupacken. Seiner Frau war das offensichtlich peinlich, sie riss ihn ständig zurück und brüllte ihn an, was ihn aber nicht daran hinderte, mit ungebremster Energie weiterzumachen. Der Mann war wie ein außer Kontrolle geratener Duracellhase, und wenn alle Chinesen bei der Arbeit dermaßen engagiert sind, müssen wir uns in Europa noch warm anziehen. Am liebsten hätte ich ihn ebenfalls angebrüllt und geschlagen wie seine Frau, aber angesichts der bewaffneten Sicherheitsleute wollte ich keine Prügelei anfangen, also hab ich auf chinesische Art und Weise reagiert und ihn in Grund und Boden gelächelt.

Die letzte Hürde bestand darin, unsere Gastgeber von unserer verspäteten Ankunft zu informieren. Im Handyzeitalter ist es zwar noch möglich, öffentliche Fernsprecher zu finden, nur telefonieren kann man mit ihnen nicht mehr. Jedenfalls nicht landesweit, wenn man nur Münzen hat. Eine Telefonkarte hätte uns in dieser Situation weitergeholfen, aber die dürfen anscheinend an Flughäfen nicht verkauft werden, oder alle Geschäfte haben sich mit der Einwanderungsbehörde verschworen, um den Reisenden die Ankunft so unerfreulich wie möglich zu gestalten. Dafür wird groß damit geworben, dass man für nur einen Dollar zwei Minuten lang weltweit telefonieren kann. Wir hätten also in Deutschland anrufen können, um unseren Freunden in L.A. ausrichten zu lassen, dass wir vier Stunden später ankommen. Willkommen im Kommunikationszeitalter! Während wir über andere Formen der Nachrichtenübermittlung nachdachten (morsen, Rauchzeichen, Brieftauben), kam uns ein freundlicher Mitreisender zu Hilfe, der uns sein Handy benutzen ließ.

Da auf unserem nächsten Flug kein Essen serviert wurde, mussten wir uns vor dem Weiterflug noch mit einer Pizza stärken. Für denselben Preis hätten wir zwar auch von München nach Mailand fliegen können, zumindest mit einer Billigfluggesellschaft, aber geschmeckt hat sie dennoch. Nach all diesen Abenteuern war ich wieder hundemüde. Als wir unsere Plätze an Bord der Maschine einnahmen, erfuhren wir, dass wir am Notausgang sitzen und gegebenenfalls bei der Evakurierung des Flugzeugs mithelfen müssen. Die Instruktionen dafür hab ich mir noch durchlesen können, bevor ich ins Koma fiel, einen Absturz hätte ich jedoch sicherlich verschlafen. Bevor der Flieger abhob, war ich bereits sanft entschlummert – und von meiner Flugangst weitgehend kuriert …

Ein kräftiger Rückenwind hat uns eine gute halbe Stunde früher ankommen lassen. Es war bereits Nacht, und L.A. glitzerte wie ein Sternenhimmel unter uns – von den echten Gestirnen war wegen des Smogs natürlich nichts zu sehen. Obwohl spät am Abend, war es noch angenehm warm, sogar schwül. Unsere Freunde warteten bereits. Gut, dass wir doch keine Brieftaube genommen haben …

Freitag 4. September

Pi-Jay und E. am Hermosa Beach als die Welt noch in Ordnung war

Pi-Jay und E. am Hermosa Beach nach dem Vorfall..

Mark G.

Pi-Jay

Es ist Tradition, dass ich am ersten Tag in Los Angeles erst einmal einen Strandspaziergang machen muss, dieses Mal in Hermosa Beach. Dieser riesige breite Strand und der Pazifik sind nun mal völlig entgegengesetzt zu dem, was ich in meiner Heimat zu sehen bekomme, und deswegen exzellent dafür geeignet, richtig Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen...

 

Leider wurde die Stimmung etwas getrübt, als Pi-Jay seine Kamera den hiesigen Elementen etwas zu sehr ausgesetzt hat...

 

Nach dem Schock gab es erst einmal etwas zu essen bei Hennessey's - ein sympathisches Strandlokal, in dem E. Stammgast ist (vegetarische Wraps und als Appetizer Nachos mit einem Spinatkäse-Dip).

 

Danach ging es etwas shoppen und der Wirtschaftskrise sei Dank konnte ich fünf Hosen für unter $80 erzielen...

 

Trotz guter Vorsätze, es bis mindestens 22.00 Uhr auszuhalten, um den Jetlag möglichst schnell hinter uns zu lassen, waren die fünf Stunden Schlaf der vorigen Nacht einfach zu wenig und so fielen wir um 21.00 Uhr ins Bett - wenigstens gab es diese Nacht gute acht Stunden Schlaf...

Am ersten Tag in L.A. geht man an den Strand, denn erst beim Blick auf die sanft heranrollenden Wellen des Pazifiks bekommt man das Gefühl, wirklich im Urlaub zu sein. Jetzt noch schnell die Schuhe ausziehen und die Zehen ins erfrischend kühle Wasser strecken – perfekt.

Der perfekte erste Eindruck war allerdings schnell dahin, als ich beim Fotografieren einer Gruppe Möwen, die wie ein grimmiges Kardinalskollegium zusammenhockte, von einer nicht ganz so sanft anrollenden Welle erwischt wurde. Wasser, Sand und eine Panikattacke sind eine fatale Kombination für die empfindliche Elektronik einer Kamera. Mit anderen Worten: Sie hat es möglicherweise nicht überlebt. Auf der Suche nach einem Laden, der Kameras repariert, waren wir in verschiedenen Malls und Geschäftsstraßen, wo wir schnell die Erfahrung machten, dass man überall gerne Kameras verkauft, aber es niemanden gibt, der sie auch repariert. Falls ich nach einem Laden für Handys gesucht oder mir die Nägel hätte machen lassen wollen, ich wäre an jeder Ecke fündig geworden, aber ein Reparaturdienst – Fehlanzeige.

Dafür haben wir die Sonderangebote des bevorstehenden Labour-Day-Wochenendes zum Shoppen genutzt. Zum Mittagessen sind wir in ein Restaurant direkt am Strand eingekehrt, wo wir sehr köstliche vegetarische Earth Wraps (gefüllt mit Sprossen, Käse, Tomaten und Avocados) sowie einen exzellenten Dip aus Tomaten und Spinat gegessen haben, der in einem ausgehöhlten Brot serviert wurde. Nach all dem Junkfood in den Flugzeugen eine angenehme kulinarische Abwechselung.

 

Es ist übrigens heiß in L.A., ungefähr 35 oder 36 Grad Celsius, aber unsere Freundin E. versicherte uns: „It’s not hot“ – gemessen an den über 40 Grad der vergangenen Wochen, die zu den bekannten Waldbränden und einer verstärkten Wasserknappheit geführt haben. Inzwischen versichern wir uns jedes Mal, wenn wir uns wieder am glühendheißen Metall der Sicherheitsgurte verbrannt haben oder aus der Grabeskälte eines Geschäfts in die vampirversengende Mittagssonne hinaustreten: „Ist’s not hot!“

 

Den Rest des Tages haben wir unseren Jetlag gepflegt und immer wieder auf die Uhr gesehen wie Kinder, die auf das Christkind warten. Bis zehn Uhr wollten wir aushalten, vor allem weil wir noch die Tochter unserer Gastgeber, die mit ihrem Kind aus Hawaii zu Besuch kommt, begrüßen wollten. Um kurz nach neun haben wir kapituliert und sind schlafen gegangen …

Samstag 5. September

Mark G.

Pi-Jay

Nach der Begrüßung von M.+E.'s Tochter P. und Enkelin I. ging es mit O. zum Bridge Multiplex, dem ältesten Deluxe Theater von Los Angeles. Mich interessierte allerdings das zugehörige IMAX-Theater, in dem Star Trek eine Wiederaufführung erlebte.

Für $12,50 pro Nase ging es ins Kino und ich war überrascht, dass um 12.30 Uhr immerhin etwas über 50 Besucher anwesend waren. Natürlich war es eine Wohltat, den Film auf einer IMAX-Leinwand zu hören und zu sehen und so kam auch bei der vierten Sichtung dieses Films keine Langeweile auf...

Lediglich die saftigen Preise für Nachos, Popcorn und Soft Drinks trübten ein wenig die Stimmung - aber ich musste nach der süßen Wetzel Pretzel (natürlich wieder mit Mandeln und Karamelsauce - irgendwie habe ich nie Lust, eine andere Sorte auszuprobieren) unbedingt etwas Salziges zu mir nehmen...

 

Nach dem Kinobesuch ging die Odyssee weiter, aber auch heute fanden wir kein Geschäft, das Pi-Jays Kamera hätte reparieren können.

 

Aber immerhin hielten wir diesmal bis 22.00 Uhr durch...

 

Der Jetlag der ersten Tage ist immer mörderisch. Bereits um drei Uhr war ich das erste Mal wach, und seit kurz nach fünf war an Schlaf nicht mehr zu denken. Die nächste Zeit werde ich vermutlich wie ein Zombie durch die Gegend torkeln und nach dem Essen in komatöse Verdauungsschläfchen fallen, also beschränken wir unsere Aktivitäten erst einmal auf ein Minimum.

 

Als Mark erfahren hat, dass Star Trek gerade in den Imaxkinos seine Wiederaufführung erlebt, war natürlich kein Halten mehr. Zusammen mit unserem Freund O. fuhren wir zu The Promenade at Howard Hughes Center, einer open mall mit einem Luxuskino. Die Leinwand war riesig, die Sitze wahnsinnig bequem – und von dem, was wir drei für Eintritt, Popcorn, Nachos und Getränke ausgegeben haben, hätten wir ungelogen drei preisreduzierte Calvin-Klein-Jeans kaufen können. Zusammen mit einer Wetzel-Pretzel (einer süßen, von Mandelsplittern umhüllten Bretzel mit einer Karamellsoße) stellte das Ganze ein typisch amerikanisches Mittagessen dar.

Im Anschluss sind wir noch einmal auf die Suche nach einem Laden gegangen, der Kameras repariert und wurden sogar fündig. Als wir in der Schlange standen, meinte ich scherzhaft zu O. dass sie vermutlich Reparaturen durchführen, aber nur in Phoenix. Von einer freundlichen jungen Dame erfuhren wir, dass ich nur unwesentlich daneben lag: Sämtliche Reparaturen werden in Texas durchgeführt und dauern mindestens drei Wochen … Aber es besteht noch Hoffnung: Angeblich befindet sich ein weiterer Laden, der sich auf solche altmodischen Reparaturarbeiten versteht, in relativer Nähe, hat aber erst nach dem Feiertag wieder geöffnet. Es bleibt also spannend, vorsichtshalber habe ich mir aber schon mal einige neue Kameras angesehen – und Lotto gespielt.

 

Mark ist fasziniert von Läden, die jeden nur möglichen elektronischen Krimskrams anbieten. Wir haben uns die neuesten Massagesessel angesehen und auf einer besonders rückenfreundlichen Matratze aus Schweden Probe gelegen. Nur die Nackenkissen für 99 Dollar – die bei uns 9,99 Euro kosten – waren doch etwas überteuert. Gefallen haben mir auch die Miniaquarien mit Fröschen, winzige, geschlossene Ökosysteme für den Schreibtisch. Rettet den Regenwald! Stellt ihn Euch auf den Schreibtisch!

 

Bisher haben wir von den Waldbränden nicht viel mehr mitbekommen als im Fernsehen zu sehen ist. Wenn man aber in Richtung Norden schaut, sieht man eine dicke, gelbe Qualmwolke, die über dem Horizont steht, ein bedrohliches Bild wie aus einem Hollywoodfilm.

Inzwischen sind sogar meine Wahlunterlagen angekommen, und ich konnte meine Bürgerpflicht erfüllen. Ein bisschen seltsam war es schon, in Amerika den deutschen Bundestag zu wählen, aber dank Internet ist die Heimat nicht ganz so weit entfernt wie man glauben möchte.

Unser zweiter Tag neigt sich allmählich seinem Ende entgegen (es wird sogar mindestens eine Stunde früher dunkel als zu Hause), und wieder überkommt mich eine bleierne Müdigkeit. Mit etwas Glück gehe ich heute aber später ins Bett, vielleicht erst Viertel nach neun …

Sonntag 6. September

Mark G.

Pi-Jay

Immerhin konnten wir diesmal bis 6.00 Uhr schlafen und planten einen leichten Kinotag. Vor drei Jahren wurde das Del Amo AMC Multiplex eröffnet, das 18 sehr bequeme Kinos unter einem Dach bietet, darunter ein IMAX "Light" Theater. Das Kino wird sicherlich unser neues Stammkino hier in L.A....

 

Erster Film war Julie & Julia, der eigentlich aus zwei Filmen besteht. Der Julia Child-Film verdient die Note 2 (hauptsächlich wegen der grandiosen Meryl Streep), der Julie Powell-Film die Note 3-, macht zusammen 3+...

 

Ein ganz anderes Kaliber stellte District 9 dar, dessen hauptsächlicher Pluspunkt darin bestand, anders als das übliche Alien Invasion Kino zu sein. Für die Apartheid-Fabel gibt es von mir eine 2-...

 

Dazwischen ging es ins Johnny Rockets für den ersten Burger der Saison - und natürlich ist ein Butterfinger Milchshake ein Muss...

Der Sonntag begann mit gut zwanzig Grad relativ kühl – man merkt, wie sehr wir inzwischen schon von der Sonne Kaliforniens verwöhnt sind. Da es am Labor-Day-Wochenende überall voll ist, besonders am Strand, entschieden wir uns für einen Tag im Kino. Um 10:30 Uhr lief in einer Matinee Julie & Julia, und nahezu die ganze Familie begleitete uns zum Kino in der Del Amo Mall.

 

Im Gegensatz zu ihren Power-Frauen-Freundinnen hat Julie Powell (Amy Adams) keine beeindruckende Karriere vorzuweisen. Ihr Mann bringt sie schließlich auf die Idee, einen Blog übers Kochen zu schreiben, und Julie beschließt, innerhalb eines Jahres das Kochbuch der US-Küchen-Ikone Julia Child nachzukochen. Parallel dazu entführt uns Regisseurin Nora Ephron in das Paris der frühen Fünfziger, als Julia Child (Meryl Streep) ihre Lust am Kochen entdeckte.

Meryl Streep ist wieder einmal grandios. Ihre Julia Child ist ein erfrischender, stets gut gelaunter Wirbelwind, der die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. Diese Frau muss man gesehen haben, ihre überwältigende Fröhlichkeit, die Unerschrockenheit, mit der die Ex-Spionin die Männerbastion der Pariser Kochschule stürmt, ihre ganze ruppige, skurrile Art. Sehr eigentümlich ist ihre exaltierte Sprechweise, die man nur im Original wirklich genießen kann, und ihr Verhalten ist mitunter etwas befremdlich (stellenweise scheint es, als sei sie die ganze Zeit über betrunken), aber erschreckend nah am Original. Jede Szene mit ihr ist ein Genuss, und Amy Adams – so gut sie auch spielt – hat gegen Meryl Streep leider keine Chance. Aber andererseits, wer hat das schon?

Adams’ Rolle ist allerdings auch relativ undankbar, wie überhaupt dieser Strang der Geschichte nur mäßig interessant ist. Warum diese Frau unbedingt berühmt werden will, bleibt ihr Geheimnis, und wie sie es am Ende tatsächlich schafft, ist ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar. Abgesehen von einer kleinen Ehekrise ist ihre Geschichte weitgehend konfliktfrei und von ein, zwei lustigen Kochepisoden abgesehen auch leider nicht besonders witzig. Die Lacher hat Meryl auf ihrer Seite und ihre Figur darf sogar ganz kurz die Maske permanenter Fröhlichkeit fallen lassen und uns einen Blick auf dunkle Seite ihrer Persönlichkeit werfen lassen. Aber auch hier bleibt alles konfliktarm und glatt poliert, geht es nur um die Entstehungsgeschichte ihres Kochbuches; warum diese seltsame, bemerkenswerte Frau so geworden ist wie sie ist, erfahren wir leider nicht. So gelungen der Anfang ist, verliert der Film mit der Zeit an Schwung und Tempo, bleibt aber bis zum Ende überaus charmant.

Note 3

 

Der Film hat uns Appetit gemacht, nicht nur auf Urlaub in Paris, sondern auch ganz allgemein. Inzwischen war es Zeit zum Mittagessen, und da es kein französisches Restaurant in der Mall gab (wen wundert’s?), entschieden wir uns für einen typisch amerikanischen Imbiss bei Johnny Rockets. Mark G. musste natürlich seinen heißgeliebten Butterfinger-Milchshake bestellen, während ich einen leckeren Chili-Cheese-Burger hatte, obwohl ich ansonsten kein großer Fan von Burgern bin. Johnny Rockets gehört zu meinen Lieblingsketten in den USA, wegen ihrer anheimelnden Fünfziger-Jahre-Ausstattung ebenso wie wegen der niedlichen Smileys, die die Kellner auf die Teller für das Ketchup malen.

Wir saßen auf der Terrasse, ließen uns den Wind um die Nase wehen, lästerten ein wenig über die voluminösen Amerikaner, die durch die Mall schlurften und klopften uns stolz auf die Schulter, weil wir bei all den kulinarischen Versuchungen noch eine gewisse Disziplin wahren konnten (aber keine Angst, spätestens in Vegas ist es damit vorbei). Vor lauter Schulterklopfen hätten wir am Ende dann beinahe den zweiten Film verpasst – und mussten, weil diese Veranstaltung wesentlich besser besucht war, in der zweiten Reihe sitzen.

 

Seit zwanzig Jahren schwebt ein Raumschiff über Johannisburg. Die insektengleichen Aliens, die aus einem unbekannten Grund die Erde nicht mehr verlassen können, leben inzwischen in einem Ghetto, doch nach den heftigen Protesten ihrer menschlichen Mitbürger sollen sie nun in ein außerhalb gelegenes Lager abgeschoben werden. Verantwortlich für diese Aktion ist Wikus, der dabei jedoch mit einer außerirdischen Substanz kontaminiert wird, die ihn für immer verändert …

Die Parallelen zur Apartheid-Politik des früheren Südafrikas sind offensichtlich, und die Art und Weise, wie die Soldaten der privaten Sicherheitsfirma (vermutlich ein Seitenhieb auf Blackwater und Konsorten) gegen die – zugegebenermaßen nicht gerade knuddeligen oder pflegeleichten – Außerirdischen vorgehen, weckt schon am Anfang starke Gefühle und erinnert an das Vorgehen von Polizisten in südamerikanischen Favelas oder amerikanischen Soldaten im Irakkrieg. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die dokumentarische Erzählweise, wobei die Parkinsonkamera auf Dauer etwas nervt. Gewöhnungsbedürftig ist auch der sperrige Held, der anfangs wenige Sympathien weckt, dafür aber umso authentischer wirkt. Wikus ist ein differenzierter Charakter, wohlmeinend, ein wenig blauäugig und durchaus auch rassistisch, obwohl er sich um politische Korrektheit bemüht.

Die Geschichte ist komplex und bemüht sich, möglichst viele Aspekte des Zusammenlebens zweier höchst unterschiedlicher galaktischer Rassen zu behandeln, was naturgemäß unmöglich ist und viele Fragen unbeantwortet lässt. Nicht alles erscheint in diesem Zusammenhang logisch, aber vielleicht werden einige Dinge in der Fortsetzung klarer erscheinen. Die Story von Wikus wird zumindest immer spannender, auch wenn sie leider sehr vorhersehbar ist, und findet in einem sehr beeindruckenden Kampf zwischen der abgrundtief bösen Firma und unserem wackeren Helden ihren Actionhöhepunkt. Die Gewaltdarstellung ist ungeheuer drastisch, manche Szenen sind sogar ekelerregend, aber der Film ist mehr als ein plumpes Actionspektakel, sondern in gleichem Maße auch Kino fürs Hirn.

Note 2-

 

Nach dem Film unternahmen wir noch einen kleinen Bummel durch die Mall, die nicht unbedingt zu den schönsten, aber sicherlich zu den größten in L.A. zählt. Merkwürdigerweise sind einige Böden so schief, dass man das Gefühl hat, sich auf der sinkenden Titanic zu bewegen. Waren hier vielleicht betrunkene Bauarbeiter am Werk, oder ist das Fundament nach einem Erdbeben abgesackt?

Den Rest des Tages verbrachten wir dann bei unseren Freunden, zappten durchs Fernsehprogramm (geschätzte vierhundert Kanäle und nichts, was das Anschauen lohnt – also genau wie daheim) und sahen sogar ein bisschen Baseball, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie dieses Spiel überhaupt funktioniert. Vor dem Haus zog derweil ein Eiswagen seine Runden, der immer und immer und immer wieder dieselbe und noch dazu viel zu laute Musik gespielt hat (eine Art Highspeed-Yankee-Doodle-Dandy). Mark meinte, dass der Fahrer vermutlich am Ende des Sommers seinen Verstand verliert und zu einem Serienkiller mutiert (wenn er nicht zuvor von uns gelyncht wird), ich dagegen glaube, dass nur Hörgeschädigte für diese Firma arbeiten dürfen. Am Abend konnten wir unsere angestauten Aggressionen bei einer Partie Risiko loswerden.

Montag 7. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Die erste Nacht, in der wir mehr oder weniger durchschlafen konnten, ich denke mal, der Jetlag ist überwunden...

 

Trotzdem gab es heute wieder ein äußerst leichtes Programm: Ein Ausflug nach Beverly Hills, Window Shoppen am Rodeo Drive und Villen gucken in den Hills...

 

Zudem probierten wir $3,25 Cupcakes bei Sprinkles, die zwar lecker waren, aber einen solchen Zuckerschock verursachten, dass ich gleich nebenan bei La Salsa etwas Herzhaftes zu mir nehmen musste...

 

Herzhaft ging es dann am Nachmittag weiter, denn US-Feiertage wecken den Grillmeister in den meisten amerikanischen Männern und so verwöhnte uns M. mit einer selbstgemachten Discada - ein riesiger Berg aus verschiedenen Fleischbrocken, garniert mit einer scharfen Salsa-Sauce, die sicherlich die Gewinnmarge der Taschentuchindustrie ansteigen lässt...

 

Auf jeden Fall wieder ein nettes familiäres Zusammensein mit meiner amerikanischen Zweitfamilie...

Am Labor Day unternahmen wir zusammen mit unseren Freundinnen M. und P. einen Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen am Rodeo Drive in Beverly Hills. Überraschenderweise hatten die meisten Geschäfte geschlossen, allerdings mangelt es uns ohnehin am nötigen Kleingeld für die Luxusfummel in den Schaufenstern. Preisschilder sucht man jedoch vergeblich, das heißt aber noch lange nicht, dass die Sachen nichts kosten, sondern nur, dass diejenigen, die hier einkaufen, nicht nach dem Preis zu fragen pflegen. Wenn du wissen willst, wie viel es kostet, kannst du es dir sowieso nicht leisten, lautet die Devise. Die Wirtschaftskrise hat aber sogar hier ihre Spuren hinterlassen, gelegentlich sieht man leere Geschäfte, und besonders viele Kunden waren heute natürlich auch nicht unterwegs, dafür umso mehr Touristen, die sich vor den Eingängen der Dependancen namhafter Designer und unter den Straßenschildern fotografieren ließen (wie blöd ist das denn?).

 

Nach dem Schaufensterbummel gönnten wir uns einen Cupcake (sah aus und schmeckte wie ein ordinärer Muffin, aber ich habe keine Ahnung, warum er nicht so heißt). Mark und ich hatten jeder einen Kokosnuss-Cupcake mit Vanille und einem Kokos-Käsesahne-Häubchen, der so süß war, dass mir sämtliche Zähne weh taten. Aber geschmeckt hat er trotzdem. Im Anschluss gab es noch etwas Herzhaftes im Imbiss nebenan, Carnitas-Taccos mit Schweinefleisch und diversen Soßen (z.B. Mango-, Avocado- und Tomatensoßen).

Vom Rodeo Drive aus ging es anschließend in die Wohnviertel von Beverly Hills, um uns schon mal nach einer Villa umzusehen, die wir uns von unserem Lottogewinn zulegen werden …

 

Promis haben wir leider nicht getroffen, aber angeblich sind viele von ihnen wegen der Papparazzi aus L.A. fortgezogen. Quer durch Hollywood ging es schließlich wieder nach Hause, um das BBQ vorzubereiten, das traditionelle südkalifornische Feiertagsritual, zu dem die ganze Familie eingeladen war. Unser Gastgeber M. hat eine Discada gemacht, eine Art mexikanische Paella mit Hackfleisch, Schinken, Wiener Würstchen (!), Tomaten, Zwiebeln und Jalapenos, die so scharf waren, dass mir sehr zur Belustigung aller Anwesenden der Dampf aus den Ohren schoss.

Wir Europäer sind eben nichts Gutes gewohnt. Zum Nachtisch gab es eine von mir zubereitete Mousse au chocolat sowie eine leckere Kreuzung aus einer Cantaloupe-Melone mit einem Apfel, genannt Appleloupe. Es war ein sehr lustiger, angenehmer Abend, der mit einer weiteren Partie Risiko endete, in der ich die Weltherrschaft antreten konnte. Ach, das Leben kann ja so schön sein …

Dienstag 8. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Heute muss ein Song der Fanta 4 herhalten: "Tag am Meer"...

 

1,5 Meter-Wellen machen einfach Spaß, allerdings hat auch ständiger Sonnenschutz nicht verhindert, dass am Abend an manchen Stellen gewisse hummerfarbene Stellen auftraten...

Nach langer Recherche ist es uns endlich gelungen, den vermutlich einzigen Kamera-Reparaturdienst in Los Angeles aufzutreiben. Glücklicherweise war er nicht allzu weit weg, so dass wir noch vor dem Frühstück unser Glück versuchen konnten. Nachdem ich eine kleine Gebühr gezahlt hatte, damit Dean, ein sehr freundlicher, asiatisch stämmiger Technikfreak (im positivsten Sinne des Wortes) eine Problemanalyse vornimmt, fuhren E. und ich noch kurz zum Supermarkt und zur Bank. Kaum waren wir, gut eine Stunde nach unserem Aufbruch wieder daheim, rief Dean bereits an, um mir die Ursache für den Ausfall meiner Kamera mitzuteilen. Es liegt am Sand. Irgendwie ist Sand in die Kamera gelangt, und zwar, so Dean, eine ganze Menge Sand. Sofort hatte ich das Bild vor Augen, wie er das Gehäuse aufschraubt, und all dieser Sand herausrieselt und rieselt und rieselt und rieselt. Ganze Dünen bilden sich am Boden der winzigen Reparaturwerkstatt und begraben Dean unter sich, eine neue Wüste entsteht …

Nun ja, die gute Nachricht ist: Es lässt sich reparieren, kostet aber ein bisschen was. Eine neue Kamera wäre allerdings wesentlich teurer gewesen, also erteilte ich meinem alten Kumpel Dean den Reparaturauftrag. Auf meine bange Frage, wie lange (Tage, Wochen, Monate?) es wohl dauern würde, zögerte er zunächst und meinte dann vorsichtig, dass sie vielleicht noch bis zum späten Nachmittag, spätestens aber bis morgen fertig sein müsste. DAS nenne ich Kundendienst!!

 

Nach dieser guten Nachricht musste ich erstmal einen Bagel zum Frühstück verspeisen und mich zum millionsten Mal über die amerikanischen Packungsgrößen wundern. Wer Frischkäse nur in handlichen 200-g-Packungen kennt, sperrt bei dem klobigen 1,36 KG (!) schweren Kübel schon erstaunt die Augen auf. Kein Wunder, dass die Kühlschränke riesig sind, aber immer noch viel zu klein. Die Hälfte des Vormittags geht nach dem Frühstück dafür drauf, die gigantischen Milchflaschen, Tupperschüsseln mit Resten vom Vortag und Großpackungen mit Gemüse neu zu sortieren, damit auch ja alles reinpasst.

 

Frisch gestärkt ging es dann an den Strand, Manhattan Beach, um genau zu sein. Bepackt mit zwei Klappstühlen, Boogey-Boards und einem Rucksack voller Wasserflaschen und Handtüchern stolperten wir über den ca. einen halben Kilometer breiten Sandstrand. Zu gern hätte ich dafür einen Maulesel gemietet …

Die Wellen waren riesig, bis zu zwei Meter hoch (okay, nichts für einen professionellen Surfer oder Flachlandtiroler, aber für ein Kind der Sauerländer Bergwelt ist das riesig), und wir stürzten uns todesmutig in die tosende Brandung. Es hat wirklich Spaß gemacht, sich mit den Boogey-Bords treiben zu lassen, auch wenn manche Welle einem das Brett mit voller Wucht gegen den Schädel oder die Brust geknallt hat. Zwei oder drei Mal ist mir das Bord entglitten und ich ging sofort unter, verloren in der starken Brandung, aber zur Sicherheit blieben wir immer dicht am Ufer. Dennoch hat jeder von uns eine Menge Salzwasser geschluckt (ich habe den bitteren Geschmack sogar jetzt noch auf der Zunge).

Unsere Stühle – mit eingebautem Sonnendach – waren richtig klasse, sehr gemütlich und irgendwie bossig, beinahe wie zusammenfaltbare Strandkörbe. Doch trotz des Schutzdaches und jeder Menge Sonnencreme haben wir beide einen fiesen Sonnenbrand davongetragen. Und der Rückweg auf bloßen Füßen über den einen Kilometer breiten Strand, der immer länger und länger zu werden schien, war wie der Lehrgang bei einem Fakir. Auf der Rückfahrt haben wir erst gemerkt, wie müde uns der Kampf mit der Brandung gemacht hat – und vor allem wie hungrig.

 

Zu Hause gab es dann Taccos mit den Resten von gestern. Inzwischen hab ich sogar einigermaßen raus, wie man einen Tortillafladen faltet, ohne dass alles sofort wieder rausfällt. Es ist ein bisschen wie Serviettenfalten, man muss es ein paar Mal gemacht haben, dann ist es beinahe so einfach wie es aussieht.

Es ist erstaunlich, wie ruhig es hier in Gardena ist. Wir sind mitten in der Stadt, aber es herrscht eine tiefe Stille, die nur gelegentlich vom Geräusch eines vorbeifahrenden Autos, dem Heulen einer Sirene oder dem Knattern eines Hubschraubers auf der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher im benachbarten Watts durchbrochen wird. Ansonsten zirpen nur die Zikaden, und ab und an bellen die beiden Hunde, aber die beiden sind inzwischen alt und ruhiger als vor vier Jahren, und auch das Eichhörnchen, das sie immer nachts geärgert hat, scheint inzwischen im Ruhestand zu sein.

Mittwoch 9. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Heute war wieder Kino angesagt (AMC)...

Immer wieder gibt es Filme, auf die man sich wegen toller Festivalvorführungen (in diesem Fall Sundance), guter Kritiken und ordentlicher Mundpropaganda freut. Und immer wieder gibt es Fälle, bei denen man sich anschließend fragt, warum dieser oder jener Film die tollen Festivalscreenings, guten Kritiken und tolle Mundpropaganda hatte. (500) Days of Summer ist einer dieser Filme. Der Film wird als RomCom verkauft, allerdings gibt es wenig Rom und noch weniger Com. Stattdessen gibt es Wahrheiten über das Scheitern von Beziehungen und auch ich konnte mich mit manchen Aspekten des Films identifizieren (Ja, auch in meinem Leben gab es Beziehungen, die gescheitert sind). Dies bedeutet aber nicht, dass man wirklich große Lust hat, einen Film über dieses Thema zu sehen. Aber immerhin mag ich Joseph Gordon-Levitt (Zooey Deschanel mag ich seit diesem Film weniger), deswegen gibt's noch die Note 3 von mir...

 

9 gehört sicherlich zu den optisch beeindruckendsten Filmen in diesem Jahr, aber leider kannte ich schon den Oscar-nominierten Kurzfilm, auf dem dieser Trickfilm basiert, der (aus verständlichen Gründen) etwas kompakter daher kam. Die Story ist weniger originell als der Look, aber für eine 2- reicht es allemal...

 

Zwischen den Filmen gab es Lunch bei Lazy Dog, bei dem ich leckeres Chicken Teryaki hatte, als Vorspeise einen nicht weniger leckeren Shrimpcocktail mit sauerscharfen Guacamoledip... Hmmm, irgendwie könnte ich noch einen Happen vertragen...

Das war keine allzu gute Nacht. Mit einem schmerzhaften Sonnenbrand auf dem Rücken und den Armen war es schwierig, eine relativ bequeme Schlafposition zu finden, und beim Aufstehen taten mir noch dazu die Rippen weh, wo mich am Vortag das Boogey-Board getroffen hat. Es fühlte sich an, als hätte ich mit einem Känguru geboxt …

Die gute Nachricht ist: Meine Kamera ist fertig und so gut wie neu. Nachdem wir sie bei Dean abholt hatten, fuhren wir zusammen mit E. ins Kino (nur keine direkte Sonnenbestrahlung heute), um uns zwei Filme anzusehen.

 

Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist hoffnungslos romantisch und glaubt, in Summer (Zooey Deschanel) seine große Liebe getroffen zu haben. Summer jedoch glaubt nicht an Beziehungen …

Wenn Romantiker auf Realisten treffen, geht das selten gut. Auch in diesem Film geht es um große Erwartungen und bittere Enttäuschungen, um gebrochene Herzen und die Fallstricke einer Beziehung. Obwohl am Anfang des Films explizit darauf hingewiesen wird, dass dies keine Liebesgeschichte ist, dreht sich doch alles um jenes erhebende Gefühl. Die Erzählweise ist dabei recht originell, so wird ständig zwischen den ersten und den letzten Tagen der Beziehung gewechselt, und einige gute Regieeinfälle untermalen geschickt die Gefühlslage der Protagonisten. Inhaltlich erzählt die Geschichte jedoch absolut nichts, was man nicht schon des Öfteren gesehen hat, auf Dauer ist das ewige Hin und Her zudem ziemlich ermüdend - vor allem auch zu wenig amüsant - und am Ende ist man dann beinahe ebenso deprimiert wie der Held.

Note 3-

 

Zum Lunch ging es ins „Lazy Dog“, ein rustikales Restaurant mit viel Holz und einem offenen Kamin in der Loggia. Als Appetizer hatten wir Tortillachips mit einem scharfen Avocado-Tomantendip und marinierten Shrimps, die ausgesprochen lecker waren. Danach entschied ich mich für ein vorzügliches Focaccia-Sandwich mit Hühnerbrust, geräuchertem Gouda, Tomaten, Zwiebeln und Salatblatt sowie der unvermeidlichen Mayonnaise. Dazu wurde ein Maissalat serviert. Sehr lecker. Frisch gestärkt ging es zurück ins Kino.

 

Die Menschheit wurde im Kampf gegen die Maschinen ausgelöscht, und nur eine Handvoll beseelter, mechanischer Wesen in Sackleinenleibern hat überlebt. Eines davon ist 9, der zusammen mit seinen acht Gefährten den Kampf gegen den bösen Roboter antritt, der ihn und seine Freunde vernichten will.

Wie oft ging die Welt wohl schon im Kampf gegen amoklaufende Maschinen unter? Auch diesmal scheitert unsere Rasse an ihrer Hybris, kombiniert mit militärischen Allmachtsphantasien und einer im Grunde wohlmeinenden, aber letztlich missbrauchten Wissenschaft. Für einen Animationsfilm, der sich in der Regel eher an ein kindliches Publikum wendet, ist die Botschaft relativ komplex, allerdings ist der Streifen zu recht nicht für die ganz Kleinen freigegeben, denn die Szenerie wirkt mitunter schon sehr bedrohlich und düster. Für ein etwas älteres Publikum gibt es rasante Action, hübsche Einfälle und tolle Bilder, die an manche Comics, aber auch an die Filme von Jeunet erinnern. Dass ein entseelter Fortschrittsglaube und wissenschaftliche Forschung ohne Moral und Vernunft für die Welt und die Lebewesen darin böse enden können, haben wir zwar alle schon mal gehört, aber selten wurde es uns so unterhaltsam und elegant präsentiert.

Note 2-

Donnerstag 10. September

Mark G.

Pi-Jay

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Sightseeings in Downtown L.A. und der kleinen Fresspröbchen...

Heute war ein Tag wie für aufregende Abenteuer gemacht: Mark G. und ich fuhren mit der Metro nach Downtown. L.A. ist eine Auto-Stadt, die Straßen sind breiter als manche Dörfer, länger als ganze Länder in Schwarzafrika, und es gibt so viele davon, dass man sie schon übereinander stapeln muss. Auf den ersten Blick ist eine Metro hier so sinnvoll und willkommen wie eine Eissporthalle in Grönland. Und wenn man dann noch weiß, dass sie mitten durch einige von L.A.s Problemvierteln führt, möchte man lieber laufen als einen Fuß hineinsetzen. Doch wir haben das Abenteuer gewagt, und es hat Spaß gemacht. Für nur fünf Dollar kann man kreuz und quer durch die Stadt fahren, mal auf Stelzen wie bei einer Hochbahn, dann mitten auf der Straße und teilweise auch unterirdisch. Als ich mein Ticket gelöst habe, musste ich mit einer Zwanzigdollarnote zahlen und bekam eine Tonne Kleingeld zurück. An einem Einarmigen Banditen in Las Vegas hätte ich mich über das Geräusch der klingelnden Münzen jedenfalls mehr gefreut …

 

Bis Chinatown mussten wir drei Mal umsteigen, aber die Wartezeiten und Wege waren zum Glück kurz, so dass wir bereits nach einer knappen Stunde unser Ziel erreicht hatten. Mit dem Wagen wären wir auch nicht schneller gewesen. Vom Wartehäuschen an der Metro über die Banken und Geschäfte hatten hier viele größere Häuser ein Pagodendach, zumindest in dem kleinen Bereich, der als Chinatown bekannt ist. Abgesehen von einigen wenigen Touristen und älteren asiatischen Damen, die, mit Regenschirmen gegen die sengende Sonne gewappnet, über die Bürgersteige trippelten, war das Viertel leider ziemlich leer und verlassen, und viele Geschäfte waren sogar geschlossen. Von dem lebhaften Treiben auf dem Gin Ling Way, das uns der Reiseführer versprochen hatte, war jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. In einem Western wäre an dieser Stelle ein vertrockneter Dornbusch über die Straße gerollt ... Vermutlich wird es erst am Abend, wenn all die Lampions über den Straßen leuchten, lebhafter, besonders in den vielen Restaurants. Tagsüber wirkte alles ein bisschen trostlos, die Fassaden heruntergekommen, die Auslagen in den Läden schäbig. Trotzdem hatte das Ganze natürlich auch einen gewissen Charme, dem man sich nicht entziehen konnte, ein exotisches Flair. An den Kreuzungen waren zum Beispiel kleine Drachen im Asphalt der Straßenübergänge eingelassen, entsprechend fanden wir dann später in Little Tokyo statt der Drachen Fächer.

Man beachte das Obama '08 Banner am grünen Gebäude

 

Mark wollte eine kulinarische Weltreise unternehmen und startete mit einem Eiercremetörtchen aus einer chinesischen Bäckerei. Es hat ganz okay geschmeckt, aber ein Mürbeteigtörtchen mit Vanillepuddingfüllung bekomme ich zuhause auch überall – und was ist daran überhaupt chinesisch?

 

Von Chinatown an waren wir auf Schusters Rappen unterwegs, und es war heiß heute. Sehr, sehr heiß. So oft es ging, liefen wir im Schatten der Häuser und Bäume, und in Olvera Street dachte ich zum ersten Mal daran, mir einen Hut zu kaufen. Man sollte wissen, ich hasse Hüte, ganz besonders auf meinem Kopf. Wie Chinatown ist El Pueblo de Los Angeles ein touristischer Rummelplatz, nur mit dem Unterschied, dass es hier auch tagsüber rummelig ist. Da wir vor vier Jahren bereits hier gewesen waren, hielten wir uns nur solange auf, bis wir Churro gegessen hatten, ein frittiertes, stangenförmiges Gebäckstück mit Zucker und Zimt.

 

Unser nächste Stopp war die City Hall, das 1928 erbaute Rathaus, das lange das höchste Gebäude der Stadt war. Im Reiseführer hieß es, dass man von der Aussichtssichtsplattform einen tollen Blick auf die Stadt hat, aber um dorthin zu gelangen, musste man zunächst durch eine Sicherheitsschleuse, sich an einem Schalter ausweisen und als Besucher registrieren lassen, dann mit dem Expressaufzug in den 22. Stock, von dort aus mit dem nächsten Fahrstuhl in die 27. Etage, von wo aus etliche Stufen zur Dachterrasse führten. Der Ausblick war wirklich klasse, und es waren auch kaum Touristen hier, die einzigen, die außer uns die Mühe auf sich genommen hatten, kamen natürlich aus Deutschland …

 

Blick von oben

 

Vom Rathaus aus ging es weiter nach Little Tokyo, das, gelinde gesagt, eine einzige Enttäuschung war. Die „hübsche Plaza“ aus dem Reiseführer war ein langweiliger Platz mit einer noch langweiligeren Skulptur, dann gab es zwei, drei Geschäfte mit Kitsch, ein Museum und ein Theater – und das war’s dann auch schon. Sehenswert war daran absolut gar nichts, am besten gefielen mir noch die Stühle vor dem Geschäft, wo wir uns einen Becher mit gefrorenem Joghurt geholt haben. Erst hier fiel uns übrigens auf, dass wir immer noch mit dem riesigen Visitor-Aufkleber auf der Brust herumliefen, den man uns im Rathaus verpasst hatte. Peinlich, peinlich.

Jeder von uns bestellte einen Becher Joghurt mit Kokosgeschmack, aber eine Kokosnuss hat diese Mischung höchstens auf einem Foto gesehen, denn geschmeckt hat das Ganze … nun ja, schlicht und ergreifend nach Joghurt. Ein gezuckerter, mit Zusatzstoffen cremig gerührter und tiefgefrorener Joghurt, der dann in einem schick gestylten Laden für drei Dollar fünfzig verkauft wird. Aber angenehm kalt war er schon – und am liebsten hätte ich ihn mir in mein sonnenverbranntes Gesicht geschmiert.

 

Von Little Enttäuschung ging es dann weiter Richtung Westen. Trotz unermüdlichen Eincremens hatte mein Gesicht inzwischen die Farbe einer gebratenen Garnele angenommen, und es schien immer noch heißer zu werden. Dann die Rettung: Wir kamen an einem asiatischen Hutladen vorbei, in dem ich für lumpige vier Dollar eine von ausgebeuteten chinesischen Arbeitern gefertigte Kopfbedeckung erstand. Ursprünglich hatte mir ein cooler Strohhut vorgeschwebt, meinetwegen auch noch diese lustige, chinesische Variante, die aussieht wie der Deckel eines Woks, aber sicherlich nicht diese knautschbare Puddingform aus Baumwolle, die vor allem praktisch ist, aber ganz sicherlich nicht sexy, und zu allem Überfluss auch noch diesen Schlabberlatz im Nacken besitzt. Aber vor die Wahl gestellt, entweder wie ein australischer Rentner oder wie der Überlebende eines atomaren Angriffs auszusehen, siegte letztlich die Vernunft über die Eitelkeit. Und was ist passiert? Eine halbe Stunde später kam jemand auf mich zu und meinte, er liebe meinen coolen Hut und wolle unbedingt wissen, wo ich ihn gekauft habe. So schmeichelhaft das klang, als ich mich zu dem Mann umdrehte, stand vor mir – ein Rentner …

 

Unser nächster Zwischenstopp war das berühmte Bradbury Building, das wir schon in vielen Filmen gesehen haben, unter anderem in Blade Runner oder vor wenigen Tagen erst in (500) Days of Summer. Auf der Leinwand wirkte es aber, wie eigentlich das meiste, wesentlich größer, trotzdem ist es sehr hübsch viktorianisch. Und aus welchem mitteleuropäischen Land kamen wohl die beiden einzigen anderen Touristen …?

 

Hier hat schon Rick Deckard gewütet...

 

Direkt gegenüber liegt der nicht weniger sehenswerte Grand Central Market, der als ausgefallener Markt gestartet und inzwischen wie der berühmte Farmer’s Market zur reinen Fressmeile verkommen ist. Hier gab es unsere letzte Ländermahlzeit: Salvadorianische Pupusas, für Mark mit Kartoffeln und Käse, für mich mit Spinat und Käse. Was sind Pupusas? Grundlage ist eine Art Kloßmasse unbekannten Ursprungs, die dann mit den entsprechenden Zutaten verknetet und zu einer handtellergroßen Frikadelle verarbeitet wird, die danach von zwei dünnen Tortillafladen umhüllt und angebraten wird. Dazu wurde ein Krautsalat mit jeder Menge Chilis und eine mäßig scharfe Soße serviert. Ziemlich lecker, aber wie auch die meisten mexikanischen Speisen relativ salzarm. Und überraschend preiswert.

Immerhin zwei, drei Stände mit Obst und Gemüse gab es dann doch noch, und einige der seltsam geformten Früchte waren so exotisch, dass wir nicht wussten, um was es sich dabei überhaupt handelt. Als wir uns danach erkundigten, antwortete der Verkäufer barsch mit einem einsilbigen, zerkauten Wort, das möglicherweise Spanisch war, aber wir trauten uns nicht, ein zweites Mal zu fragen. Neben den Früchten gab es noch andere, seltsame Dinge zu sehen, getrocknete Shrimps zum Beispiel oder Gewürze und anderen Ingredienzien der mittel- oder südamerikanischen Küche.

 

Unsere letzte Station war schließlich der Pershing Square, ein hübsch gestalteter Platz mit Bäumen, Rasen, Springbrunnen und Skulpturen – unter anderem einer Bronze von einem grimmigen Beethoven, der irgendwie wirkte, als habe er sich hier verlaufen. Bevor es wieder zur Metro und zurück nach Gardena ging, machten wir noch eine Stippvisite im Biltmore Hotel, das ebenfalls aus diversen Filmen bekannt ist, ein wunderschön gestaltetes Gebäude, in dem ich gerne mal Tee trinken würde – vorausgesetzt ich habe zuvor im Lotto gewonnen.

Freitag 11. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Heute trafen wir die ersten Vorbereitungen für unsere Rundreise und dies bedeutete vor allem Einkaufen bei Costco - ein Großhandelsmarkt mit Großhandelspreisen:

 

50 Tüten verschiedene Chips-Sorten für $10,99

100 verschiedene Müsli-Riegel für $9,98

70 Flaschen Wasser für $7,18

32 Dosen Sprite für $9,65

24 Cookies für $6,49

 

...und für den aktuellen Gebrauch:

80 Sushis für $25,98 (dieser Preis ist einfach der Wahnsinn - und trotzdem lecker!)

12 Riesenmuffins für $6,49

Der Morgen begann mit Sirenengeheul und dem entfernten Geknatter eines Hubschraubers. An und für sich ist das nichts Besonders, aber beim Frühstück erzählte uns E., dass sich nur wenige Blocks von hier entfernt eine Frau nach einem Streit mit ihrem Mann mit Benzin übergossen und angezündet hat.

 

Gegen Mittag fuhren wir mit O. zum Einkaufen zu Costco, um uns für unseren Trip mit Wasser und Proviant einzudecken. Wir kauften Kekse, Chips und Energieriegel in unhandlichen Großpackungen, für die wir jetzt wahrscheinlich einen größeren Wagen mieten müssen. Für unser Mittagessen deckten wir uns mit einer Riesenpackung Sushi ein, zum Frühstück hatten wir bereits unglaublich leckere Donuts von Krispy Creme, zum Dessert dann einen Bananen-Walnut-Muffin, und wenn wir nicht in zwei Tagen zu unseren Wanderungen aufbrechen würden, müssten wir wahrscheinlich für den Rückflug zwei Sitzplätze für jeden von uns buchen …

 

Es gibt hier so viele, interessante Dinge zu entdecken, sprich zu essen, dass es wirklich schade ist, dass es von den meisten keine kleineren Packungen gibt, denn ich hätte zum Beispiel gerne die Granatapfelkerne im Schokomantel probiert, aber was soll ich mit einem halben Kilo davon? Zum Glück waren überall im Supermarkt Stände aufgebaut, an denen man etwas kosten konnte, meist jedoch Dinge wie Vitamingummibärchen, ungesund aussehende Fitnessdrinks, Fischstäbchen, Dips mit Bohnen oder anderen Dingen, die ich nicht mag. Ganz okay waren noch die Würstchen mit Hähnchen-Apfel oder Truthahn-Mango-Geschmack. Nur der Apfelstrudel ist bei uns wesentlich besser.

Vor dem Laden wurden Hotdogs und andere Snacks verkauft, und an den langen Plastiktischen saßen die Menschen, teilweise mit ihren Einkäufen neben sich, und mampften, was das Zeug hielt.

 

L.A. ist ein urbanes Chaos aus Fabriken, riesigen Umspannungsanlagen, armen und reichen Wohnvierteln, heruntergekommenen Geschäftszentren und eleganten Einkaufspassagen, die kunterbunt durcheinander stehen, als hätte ein Kind seine Kisten mit Bauklötzen ausgeschüttet. Die Architektur der schier endlosen Vorstädte, die in Wirklichkeit zahllose, miteinander verflochtene und verschmolzene Städte und Gemeinden sind, ist einfallslos und von funktionaler Hässlichkeit. Die meisten Gebäude sind ein- oder zweistöckig und haben ein Flachdach, und alles sieht gleich aus. Heute kamen wir an einer Schule vorbei, die genauso gut eine Kaserne hätte sein können, einer Highschool, die an eine Bürogebäude erinnerte, Kirchen, die sich nicht von Lagerhallen unterscheiden, und die Länden sind sich ohnehin zum Verwechseln ähnlich. Die Straßen sind lang und öde, gelegentlich von vereinzelten Bäumen gesäumt, die Rasenflächen vor den Einfamilienhäusern braun und vertrocknet, weil durch die Dürre nicht so oft gesprengt werden darf.

 

Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber in den typischen Großstadtgeruch nach Abgasen und Staub, Fast Food und Chlor scheint sich eine leicht bittere Note zu mischen, die an Insektenvernichtungsmittel erinnert, ein trockener, scharfer Geruch nach Niederlage und Depression. Es mag daran liegen, dass das Auge so wenig Grün findet, dass man so viele leerstehende Geschäfte und Häuser sieht, die zu verkaufen oder zu vermieten sind. In den Läden weisen schreiend bunte Schilder auf Räumungsverkäufe hin, und selbst am noblen Rodeo Drive gab es Leerstände. Nur die Wohngegend in Beverly Hills war angenehm kühl und schattig, hier gab es sattes Grün, viele Bäume und Büsche. Wenn es hier Probleme gibt, sind sie gut versteckt.

 

Als wir nach dem Einkauf an der Stelle vorbeifuhren, an der sich die Frau angezündet hat, erzählte uns unser Freund O., dass es im Moment sehr, sehr viele Selbstmorde gibt, die meisten in der Öffentlichkeit jedoch kaum Erwähnung finden. Auch eine Folge der Wirtschaftskrise. Aber Kalifornier sind schließlich unverwüstliche Optimisten, und so war auf einem Schild am Straßenrand zu lesen: Jede Rezession besitzt eine besondere Eigenschaft – sie geht auch wieder vorüber.

Samstag 12. September

 

Mark G.

Pi-Jay

Auch heute gibt es nicht viel zu berichten. Es gab weitere Vorbereitungen für unsere Rundreise u.a. holten wir unseren Mietwagen ab - einen schwarzen Chrysler Cruiser...

Der Tag stand ganz im Zeichen unserer Vorbereitungen für die nächsten drei Wochen. Gegen Mittag holten wir unseren Mietwagen, einen schwarzen Chrysler Cruiser, ab, der entfernt an die Limousinen der Vierziger erinnert. Das erste Problem bestand darin, dass wir das Radio nicht einschalten konnten; wir drückten jeden einzelnen Knopf, aber es tat sich absolut nichts. Nach einem kurzen Zwischenstopp versuchten wir es erneut – und diesmal ging es seltsamerweise. Dafür lässt sich seitdem die Beifahrertür nicht mehr von außen öffnen ...

 

Unterwegs haben wir den wohl stupidesten Job in ganz L.A. entdeckt: An den Straßenecken stehen neuerdings Schilderhalter, Männer, die Plakate mit Werbung präsentieren, fast so wie die Nummerngirls bei einem Boxkampf, nur nicht so sexy. Einer warb für die neue Filiale einer bekannten Fast-Food-Kette, aber der Mann zappelt so herum, dass sein Schild praktisch in alle Richtungen wies. Ein anderer Mann tanzte auf der Stelle und schwenkte sein Schild, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erregen, aber selbst ohne den geschriebenen Hinweis hätte man sofort erraten können, wofür er wirbt: Er trug nämlich wie eine gigantische Tunika eine Matratze.

 

Nachdem die Koffer gepackt und unsere Vorräte im Wagen verstaut waren, mussten wir noch ein paar Stunden totschlagen und sahen uns die neue Vampirserie The Vampire Diaries im TV an, deren erste Folge wir vor einigen Tagen verpasst hatten und die nun wiederholt wurde. Man sollte meinen, das Genre ist inzwischen so ausgelutscht, dass eine weitere Serie (nach Buffy, Angel, True Blood und wie sie alle heißen) niemanden mehr interessiert, aber weit gefehlt, die erste Folge hatte am Donnerstagabend die höchste Einschaltquote des Senders überhaupt. Inhaltlich war die Pilotfolge aber eine Enttäuschung, das Ganze wurde ziemlich dreist bei True Blood abgekupfert, jedoch ohne den Witz und die Abgründigkeit der Alan-Ball-Serie, dafür mit dem typisch abgestandenen Charme einer Teenieserie à la Dawsons Creek.

MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND

 

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